Ausgangspunkt unserer Rubrik „Ein Leben mit…“ war letztlich die Lebenssituation von unserer Rubrik Chefin Katharina Krieger selbst – sie lebt mit Diabetes Typ 1. Wie ihr Leben damit aussieht, berichtet sie im folgenden Artikel.
Sollte ihr etwas berichten wollen, was ihr in der Rubrik „Mein Leben mit“ veröffentlichen wollt, könnt ihr euch gerne bei uns oder bei Katharina (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) melden.

 

Mein Leben mit...
Diabetes Typ 1


TW: Krankheiten, Depressionen, Essstörung


Erstmal für die Leute, die nicht wissen, was Diabetes ist. Diabetes ist eine Autoimmunkrankheit. Das heißt mein Immunsystem hat meine Insulinproduktion in meiner Bauchspeicheldrüse angegriffen. Das dazu.
Wie würde ich mein Leben mit Diabetes beschreiben.
Ich glaube ein Wort trifft darauf perfekt zu: nervig. Diabetes ist und wird auch immer mein ständiger Begleiter sein. Das Doofe daran ist, manche Krankheiten kann man heilen, doch Diabetes, laut jetzigem Stand, noch nicht.
Ich habe Diabetes mit sechs Jahren bekommen. Damals habe ich es noch nicht so wahrgenommen. Natürlich war es doof, anfangs wochenlang im Krankenhaus zu sein und mich dauernd mit einer Nadel piksen zu lassen, wobei ich doch eine Nadelphobie hatte, was natürlich bei Diabetes ganz doof ist. Doch meine Eltern haben damals alles für mich gemacht, also habe ich nicht ganz so viel davon mitbekommen. Doch jetzt, wo ich langsam älter werde, bald die Schule abschließe und dann mein eigenes Leben allein führe, wird es immer realer. Ich muss mich selber um mich und dazu auch noch um meine Krankheit kümmern. Und ich muss ehrlich sagen, das ist sehr schwierig. Gerade was meine Freiheit und Freizeit betrifft muss ich vieles beachten, was andere nicht müssen. Ist mein Messgerät dabei, habe ich Traubenzucker, falls ich unterzuckere, habe ich mein Insulin dabei. All das und noch vieles mehr. Ich versuche jedoch der Krankheit etwas abzugewinnen. Das Einzige, was mir dazu einfällt ist, dass sie mich zwingt, auf mich zu achten

Ich kann manche Sachen nicht so einfach machen wie andere. Einfach mal in den Freizeitpark oder sich mit Freunden verabreden, ist nicht. Ich muss immer meine Krankheit im Hinterkopf behalten und das ist echt deprimierend.
Dauernd zum Arzt, man ist anfälliger für andere Krankheiten, mein Immunsystem ist nicht das Beste. All das und dazu kommt noch die psychische Belastung. Menschen mit Diabetes sind vier Mal anfälliger, an Depressionen zu erleiden. Und so ist es auch bei mir. Ständig keine Motivation mal aus dem Bett zu kommen und etwas zu machen. Dann habe ich auch noch einen hohen Wert, das heißt wieder spritzen oder Sport manchen und wenn man schon keine Motivation hat aufzustehen, hat man erst recht keine Lust Sport zu machen oder sich wenigstens körperlich zu betätigen.
Ständig die Sorgen zu haben, was wohl der Arzt und die Eltern zu meinen Werten sagen, dass ich mehr machen und nicht so faul sein soll. Das ist es eben: deprimierend.
Und nein, es kommt noch mehr dazu. Ungefähr die Hälfte der Diabetiker hat im Laufe des Lebens eine Essstörung. Egal ob Anorexie, Binge Eating oder Bulimie. Und wer hätte es gedacht, davon bin ich auch betroffen: Binge- Eating. Für die Leute, die nicht wissen, was das ist, man bekommt einen Essanfall. Man isst so viel wie man nur kann und kann sich kaum zurückhalten, aufhören zu essen. Das ist auch noch ein Faktor, der für schlechte Werte bei Diabetes führt.
Egal wie oft ich mit Psychologen, Ärzten oder meiner Familie gesprochen habe, nichts hat mich davon abgehalten, weiter zu essen. Das heißt nicht, dass es mir egal ist, übergewichtig zu sein, sondern dass ich es einfach im Moment nicht schaffe.
Ich leide jetzt seit ca. 2 Jahren an Depressionen und einer Essstörung und oft habe ich das Gefühl, dass es nicht besser wird, trotz Medikamenten und Therapie. Aber irgendwann muss es ja besser werden. Mir tut am meisten meine Familie leid. Nicht nur ich mache das alles mit, sondern sie auch. Und das ist bestimmt nicht einfach.
Ich muss mir aber immer sagen, dass Aufhören keine Lösung ist, wenn ich immer weiter mache, muss es ja irgendwann besser werden.
Danke für eure Aufmerksamkeit.
Das ist mein Leben mit Diabetes.